Inkontinenz im Sommer - die besten Tipps für zuhause und unterwegs

Geschrieben von Jennifer Ann Steinort Jennifer Ann Steinort
Pflege Zuhause
Lesezeit 5 Minuten

Die Sonnenstrahlen wecken die Lust auf Unternehmungen und die Temperaturen bringen uns ordentlich ins Schwitzen – der Sommer hat viele Vorteile, ist aber auch mit einigen Herausforderungen verknüpft. Insbesondere Menschen mit einer Inkontinenz sind nun angesichts der neuen Wetterlage oft gehemmter als sonst. Wir geben Ihnen Tipps, mit denen Sie den Sommer in vollen Zügen genießen.

Inkontinenz im Sommer - die besten Tipps für zuhause und unterwegs

1. Verwenden Sie atmungsaktive Inkontinenzartikel

Bei Inkontinenzartikeln haben Sie die Qual der Wahl. Sie unterscheiden sich unter anderem von der Handhabung, Größe und Anzahl der Schichten. Besonders empfehlenswert sind anatomisch geformte Produkte, die atmungsaktiv sind. Sie sorgen für ein angenehmes Tragegefühl und eine gute Luftzirkulation. Das ist wichtig, denn je höher die Temperaturen, desto mehr treten die Schweißdrüsen in Aktion – davon gibt es eine Menge im Intimbereich. Atmungsaktive Produkte besitzen eine besondere Außenschicht für eine ausreichende Belüftung. Das ermöglicht ein gutes Klima im Intimbereich – so fühlen Sie sich zu Hause und auf Ausflügen gleich viel wohler. Für die Finanzierung der Inkontinenzartikel ist übrigens die Krankenkasse und nicht die Pflegekasse der richtige Ansprechpartner – allerdings können Sie die sogenannte Pflegehilfsmittelpauschale von 40 Euro im Monat für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch wie Handschuhe oder Desinfektionsmittel nutzen.

2. Tragen Sie nicht dick auf

Eine große Sorge vieler Personen mit Inkontinenz ist, dass sich die Inkontinenzartikel auf der Kleidung abzeichnen. Hersteller reagieren auf die Befürchtung mit Produkten, die besonders dünn gefertigt sind. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass Sie die Windelslips oder Inkontinenzeinlagen kaum spüren. Die Produkte wählen Sie aber bestenfalls nicht nur nach dem Tragekomfort, sondern auch nach der Saugkraft aus. Hersteller gehen bei einer leichten Inkontinenz von etwa einer halben Tasse Urin in einem Zeitfenster von 4 Stunden aus. Bei einer mittleren Inkontinenz liegt der Urinverlust etwa bei 1,5 Tassen in der gleichen Zeit und bei Menschen mit einer schweren Inkontinenz höher. Während sich Einlagen bei einer leichten bis mittleren Inkontinenz anbieten, eignen sich Pants bei einer mittleren bis schweren Inkontinenz, bei einer sehr schweren Blasenschwäche sind Klebewindeln die bessere Wahl. Um herauszufinden, welches Produkt am besten zu Ihnen passt, können Sie bei vielen Herstellern Gratismuster und Proben anfordern. Wählen Sie zu geeigneten Produkten am besten eine lockere Kleidung – das ist bequemer und versteckt auch die letzte Kontur bei „schweren“ Ausführungen.

3. Wechseln Sie die Inkontinenzmaterialien regelmäßig

Eine lange Fahrt im Auto, ein entspannter Tag am Strand oder ein aufregender Ausflug in eine unbekannte Stadt – zugegeben, unterwegs gestaltet sich der Wechsel der Inkontinenzmaterialien schwieriger als zuhause. Am besten planen Sie vor Ihrer Tour die Wechselintervalle ein. Experten empfehlen, Inkontinenzeinlagen etwa alle 3 bis 4 Stunden auszutauschen. Bei unbekanntem Terrain ist die Vorbereitung besonders wichtig: Erkundigen Sie sich hier am besten direkt bei der Ankunft, wo Toiletten zur Verfügung stehen. Auf der Autobahn ist das „Austreten“ einfacher – das Autobahnnetz in Deutschland umfasst rund 13.000 Kilometer und stellt hier knapp 2000 Rastanlagen zur Verfügung. Im Internet können Sie die Raststätten auf verschiedenen Autobahnen einsehen und sich zuvor einen Plan machen. Denken Sie daran: Ein regelmäßiger Wechsel bewahrt die Haut vor zu viel Feuchtigkeit und damit vor Hautreizungen, Ausschlägen und Hautinfektionen.

4. Lassen Sie sich den Badespaß nicht nehmen

Sie sehnen sich danach, ins kühle Nass zu springen, ohne sich Gedanken um Ihre Inkontinenz zu machen? Auch dafür haben wir einige Tipps für Sie auf Lager. Bevor Sie in das Schwimmbecken gehen, planen Sie am besten einen Gang zur Toilette ein. Der Weg zum Wasser eignet sich wunderbar, um die Beckenbodenmuskulatur zu aktivieren – ziehen Sie die Beckenbodenmuskulatur für etwa 10 Sekunden zusammen (stellen Sie sich vor, Sie ziehen dabei eine kleine Perle in Ihrem Unterleib nach oben) und entspannen Sie diese über die gleiche Zeit hinweg. Die richtige Wahl der Badebekleidung kann Ihnen ebenfalls die Sorge vor einem „Missgeschick“ nehmen. Grundsätzlich eignet sich ein Zweiteiler besser als ein Einteiler, denn diesen können Sie bei einem plötzlichen Harndrang auf der Toilette einfacher händeln. Um auch den letzten Zweifel auszuräumen, können Sie auf spezielle Bademode setzen. Inkontinenz-Bademode gibt es in verschiedenen Ausführungen, beispielsweise als Badeanzug oder als einzelnen Sicherheitsslip. Die Kleidungsstücke sind mit einer speziellen Beschichtung und wahlweise mit Kordeln ausgestattet. Nach dem Schwimmen ziehen Sie den Badeanzug besser schnell aus, damit Ihr Unterleib nicht auskühlt.

5. Trinken Sie ausreichend

„Wenn ich weniger trinke, muss ich auch weniger oft zur Toilette“ – was sich nach einer unkomplizierten Lösung anhört, ist gerade im Sommer gefährlich. Bei hohen Temperaturen schwitzen Sie viel und verlieren damit entsprechend Flüssigkeit. Um den Flüssigkeitshaushalt bei Laune zu halten, müssen Sie dem Körper diese wieder zuführen. Das klappt auch mit fester Nahrung – tägliche Mahlzeiten stellen dem Körper etwa 900 ml zur Verfügung, doch das reicht nicht aus. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät deshalb zu mindestens 1,5 l Trinkflüssigkeit pro Tag – Wasser ist am besten geeignet, auch um die Blase nicht unnötig zu reizen. Wer dem Körper die nötige Flüssigkeit verwehrt, riskiert im Sommer nicht nur Kreislaufprobleme, sondern auch eine Harnwegsinfektion. Eine überschaubare Flüssigkeitszufuhr sorgt dafür, dass Keime nicht regelmäßig aus der Blase gespült werden und der Urin sehr konzentriert ist. Genau das begünstigt eine Infektion. Packen Sie sich deshalb auch für unterwegs genügend Trinkflaschen ein.

Sie möchten mehr über das Thema Inkontinenz erfahren? Dann ist die Deutsche Kontinenz Gesellschaft eine gute Adresse. Einen wertvollen Austausch mit anderen Betroffenen gelingt über die Inkontinenz Selbsthilfe e.V.
Geschrieben von:
Jennifer Ann Steinort

Jennifer Ann Steinort

Dipl.-Ges.oec. (FH)

Jennifer Ann Steinort ist Diplom Gesundheitsökonomin und arbeitet hauptberuflich als Medizinjournalistin. Ihren Schwerpunkt hat die Autorin unter anderem auf das Thema Pflege gelegt.

Ähnliche Artikel aus dem Ratgeber